0057 Zeitreise
Spätestens seit Einstein wissen wir: Wer sich durch den Raum bewegt, bewegt sich auch in der Zeit. Hier gilt es, den kürzesten Weg durch die Raumzeit zu finden - wenn es ihn denn gibt...
INFO Wie das Zeitgefühl uns um die großartige Wirklichkeit betrügt
Dass unser fast unerschütterliches Bild von der Zeit als Einbahnstraße Richtung Zukunft falsch ist, machte schon die Relativitätstheorie deutlich. Anders als in den drei Raumdimensionen Höhe, Breite und Länge (oder Tiefe), können wir uns als Menschen in der Zeit nicht frei hin und her bewegen. Es geht uns mit ihr wie mit einem zweidimensionalen Fernsehbild: Was wir sehen, scheint wirklich, und doch können wir das so Beobachtete nicht beeinflussen. Wir können weder eingreifen noch hineingreifen - an der Fernsehmattscheibe ist Schluss. Ganz anders im Theater: Dort stehen uns alle drei Raumdimensionen zur Verfügung; wir könnten also jederzeit auf die Bühne springen und alles vollkommen verändern.
Subatomare Teilchen (aus denen auch wir bestehen) kennen diese Schranke nicht. Sie bewegen sich erwiesenermaßen in der Zeit so souverän wie wir im Raum. Physiker wissen: Unser Zeitempfinden ist lediglich ein plattes Zerrbild der Wirklichkeit. Die Mattscheibe, an der wir kleben, nennen wir Gegenwart. Wer behauptet, dieses Jetzt sei eine unüberwindliche Grenze zwischen Zukunft und Vergangenheit, benimmt sich wie ein trotziger Farbenblinder, der als Wahrheit nur Schwarz, Weiß und Grautöne gelten lässt, weil ihm selbst der sinnliche Zugang zu den Farben verwehrt bleibt. Zeit, wie unsere Sinne sie vorgaukeln, ist demnach nur eine flache Ahnung von Räumen, die wir (noch?) nicht betreten können.
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