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Kirchenfenster
Bei diesem Fenster haben sich die Glaskünstler etwas ganz Besonderes ausgedacht: Vom Stern über Maria führt genau ein Weg an Jesus vorbei zur Taube über Johannes dem Täufer. Finde ihn!
INFO
Rätsel christlicher Glaskunst: Fließende Fenster und mysteriöses Marienglas
Die Schönheit bunter Kirchenfenster mit ihren kunstvollen Mustern und Bilddarstellungen hat wohl fast jeder schon einmal bewundert: Farbige Glasstücke bilden, in so genannte Bleiruten eingefasst, prächtige Mosaike, weshalb man auch von Buntglas oder Bleiglas spricht. Nur wenige aber wissen um die Geheimnisse dieses seit Jahrhunderten perfektionierten Handwerks.
Wer genau hinschaut, erkennt bei alten Kirchenfenstern einen dickeren Rand. Da Glas eine erstarrte Flüssigkeit ist, glaubte man lange, es würde über die lange Zeit hin zu den Rändern fließen, besonders nach unten. Das stimmt sogar, geschieht aber so langsam, dass man es noch immer nicht mit bloßem Auge sehen könnte. Weil aber Glas früher nach dem Blasen und vor dem Erkalten wie ein Pizzateig von Hand geschleudert wurde, um es flach zu bekommen, wurde es automatisch an den Rändern dicker und in der Mitte auch, dort wo es beim Schleudern "angefasst" wurde. Solche Scheiben nennt man Butzen.
Viel gleichmößiger und auch durchsichtiger war hingegen das Marienglas oder Selenit, ein Mineral aus kristallwasserhaltigem Gips. Es ließ sich hervorragend in sehr dünne und vollkommen ebene Scheiben spalten. Leider wurde es durch den Kontakt mit Regenwasser auf die Dauer trübe und war deshalb für Fenster ungeeignet. Trotzdem nutze man es gerne im trockenen Innenraum der Kirchen, zum Beispiel in Kronleuchtern, als "Glasscheiben" von Behältern zur Aufbweahrung kostbarer Heiligenreliquien, oder als edlen Schutz von Bildern, so ähnlich wie heutige Bilderrahmen aus echtem Glas. Viele dieser Bilder zeigten die Gottesmutter Maria mit und ohne ihren Sohn Jesus. Für diesen Zweck wurde das natürliche Material im Mittelalter so häufig genutzt, dass es den Namen Marienglas erhielt.
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